Rezensionen: "ein platz am fenster"




So kommt gegen Ende des Buchs "ein platz am fenster" in aller Deutlichkeit ein anarchisches Lebensgefühl zum Vorschein, das in der Form noch eng mit Kindheit und Jugend zusammensteht [...]. Aus diesem frühen Lebensgefühl heraus erwächst - in der Nachfolge des kulturhistorischen '68er-Datums - auch die nicht unbeträchtliche Gesellschaftskritik in den Gedichten. Sensibel werden in ihnen Störungen angezeigt, die eben nicht die Störungen des Individuums sind, wie man das, als sich fortsetzende historische Figur, nicht zuletzt amtlicherseits, oft gerne hätte. Gesellschaftskritik in den Gedichten Myriam Keils wird dort laut, wo das Leben unterdrückt wird.

Ralf Willms in "Lyrik von Jetzt zwei", Berlin Verlag, September 2008



"der mittag hängt zum trocknen aus dem fenster" lautet die erste Zeile des Gedichts "wartezonen" und reißt damit einen Bedeutungshorizont von Jahreszeit und träger Stille, von Häuslichkeit und Weltoffenheit auf, in dem ein Klischee erkannt und dennoch weder gebraucht noch denunziert wird. "ein platz in der mitte/des tages einer woche/ist nicht mittendrin//nur dazwischen". Durch den Rückzug einer eben aufgeworfenen Bedeutung entsteht auch hier ein Schweben, das einen an den Zeilen hängen lässt. So soll es sein.

Christa Nebenführ in "Podium", Ausgabe 147/148, Mai 2008



Das ist eine Sprache, die offen ist und sorgsam anfasst, aber genau so zum Punkt kommt. Ihre Berührung ist vollständig und trotzdem fragend und kennt keine Angst. Das ist Poesie.

Frank Milautzcki für "satt.org", November 2007  --> vollständige Rezension lesen






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